Faszination Natur: Schönheiten der Nacht
Kaum jemand hat Einblick in die Entwicklung unserer heimischen Eulen. Die Verwandlung vom unansehnlichen Küken bis zur wunderschönen Schleiereule hat Eulenfreund Peter Franzeck für Sie dokumentiert (siehe nächster Artikel).
„Was sich unseren Blicken in der Dunkelheit der Nacht entzieht, ist äußerst interessant und faszinierend,“ berichtet der Naturschützer. Deshalb setzt er sich in den letzten Jahren verstärkt für die Schönheiten der Nacht und deren Schutz ein. Im Rahmen des Artenschutzes werden beispielsweise Bestandserfassungen der verschiedenen Arten durchgeführt.
Da Schleiereulen gern in Nistkästen brüten, die in Bauernhöfen, Kirchtürmen und ausgedienten Trafostationen untergebracht sind, ist ein Überblick über den Bestand dieser Art relativ einfach. Oft werden die Nistkästen aber auch von Turmfalken, Waldkäuzen, Dohlen oder Tauben belegt und die Schleiereulen vertrieben.
Beobachtungen, meist in der Dämmerung, und Hinweise helfen bei der Einschätzung. Dennoch gibt es sicher einige Brutplätze, die noch nicht bekannt sind, meint Peter Franzeck. Überlebenswichtig für die Schleiereulen sind die Mäuse, ihre Hauptnahrung.
Nachdem im letzten Jahr die Populationen der anmutigen Eulen im Kreis Herford witterungsbedingt regelrecht zusammengebrochen waren, ist dieses Jahr wieder ein gutes Mäusejahr. Gerade die sehr empfindliche und leichte Schleiereule konnte davon profitieren und zum Teil Zweitbruten hochziehen. Eine späte Zweitbrut wuchs noch Mitte November in einem Trafoturm zwischen Pödinghausen und Herringhausen heran. Der „Eulenmann“ hofft, dass diese Jungvögel noch eine Chance haben und gut durch den Winter kommen.
Schleiereulen sind vielen Gefahren ausgesetzt. Außer dem schwankenden Mäuseangebot, langanhaltenden Regenphasen und hohen Schneedecken im Winter, werden die Eulen oft auch Verkehrsopfer, da sie auf Nahrungssuche niedrig über Straßen fliegen. Der Verzehr von vergifteten Mäusen und Ratten trägt auch zur Dezimierung bei. Außerdem finden die biologischen Schädlingsbekämpfer immer öfter keine Einflugmöglichkeiten mehr in Kirchen oder andere Gebäude. Lebensräume werden durch die Ausbreitung von Gewerbegebieten und Neubausiedlungen eingeengt und zerstört.
Um den Nachtgreifen zu helfen und wieder mehr fliegende Mausefallen anzusiedeln, wurden in den letzten Jahren mehrere neue Nistkästen montiert. Doch noch wichtiger ist, die Lebensräume mit offener Landschaft u. Grünlandflächen zu erhalten und auf die chemische Keule zur Nagerbekämpfung zu verzichten. „Wenn einige Hofbesitzer wieder Einflugmöglichkeiten in den Giebeln ihrer Gebäude oder Kirchengemeinden in den Türmen schaffen würden, wäre schon ein erster Schritt zum Artenschutz getan,“ hofft Peter Franzeck.
Vergleichsweise häufiger verbreitet und robuster ist der Waldkauz, der ein breiteres Nahrungsspektrum hat. Von Mäusen über Vögel bis zur Größe von Elstern und Frösche frisst er ziemlich alles.
Um die Bestände der einzelnen Eulenarten besser beurteilen zu können und eine breitere Übersicht zu bekommen, wären Hinweise auf Beobachtungen, Rufe in der Dunkelheit, aber auch Todfunde hilfreich. Kontaktnummer von Peter Franzeck ist die Tel.: 05221 - 348 726 werktags nach 18.00 Uhr.
Handfester Artenschutz der besonderen Art
Durch Zufall erfuhr ich im Jahr 2011 im September von einer Hühnerhalterin im westlichen Außenbereich Herfords, die schon öfter vom Habicht Besuch hatte und ihn jedesmal aber wieder in die Freiheit entließ.
Die Geschichte wollte ich erst nicht glauben, da jede(r) andere diesen „Feind“ bei so einer Gelegenheit gleich außer Gefecht gesetzt und getötet hätte. Hühner- und Taubenhalter sind ja bekanntlich nicht gut auf Krummschnäbel zu sprechen, um es noch milde auszudrücken. Das wollte ich doch genauer wissen und nahm Kontakt mit der Dame auf.
Bereitwillig erzählte sie mir vom Habicht, der in der Nähe auch brütet und schon einige Male durch die Maschendrahtöffnungen des Hühnerstalls gelangt sei. Beim Anblick dieses Gitterschutzes mit 12cm-Löchern ist es schwer vorstellbar, dass ein Vogel dieser Größe hindurch passt. Und doch schaffte er es irgendwie. Dabei sind schon einige Hühner ins Jenseits befördert worden.Will der Greif dann aber wieder wegfliegen, ist er im Käfig gefangen und kommt von unten nicht mehr durch die Drahtlöcher. Neugierig geworden, bat ich die nette Frau, mir gleich Bescheid zu geben, sollte es mal wieder soweit sein.
Im August 2012 meldete sich dann diese Dame, dass erneut ein Habicht im Hühnerstall sei. So durfte ich mir die Situation einmal direkt vor Ort ansehen. Der stattliche Vogel hockte etwas verängstigt im Käfig. Die couragierte Frau drängte ihn dann in eine Ecke und kam unerwartet schnell mit dem kopfüber hängenden Habicht in der Hand zu mir.
Der eine Flügel wies eine kleine Wunde auf, die ihn aber scheinbar nicht störte. Dann entließ die Frau den Hühnerdieb in die Freiheit. Beim Abflug zeigte sich, dass die Verletzung nicht schwerwiegend war. Der Hühnerhalterin tut der Habicht auch immer leid, der ja nur seinem Instinkt folgt und sich oder seine Jungen mit Futter versorgen muss. Schließlich hätte auch er eine Daseinsberechtigung.
Welch‘ lobenswerte Einstellung – Beispielhaft! Das ist echter Artenschutz, eine besondere Form des Artenschutzes! Ich war und bin begeistert!
Peter Franzeck
Dokumentation über die Entwicklung der Schleiereule
Beim Artenschutz in den Bereichen „Eulen und Greife“ beobachten einige unserer Mitglieder die Bestände und erfassen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Populationen der verschiedenen Arten. So werden beispielsweise die Schleiereulen-Nistkästen in den Außenbezirken Herringhausen, Diebrock, Eickum, aber auch in Oetinghausen, Enger-Oldinghausen sowie –Pödinghausen und Spenge jährlich kontrolliert. Allerdings nutzen auch Waldkäuze, Turmfalken, Dohlen und verwilderte Haustauben diese Kästen. In den letzten Jahren wurden mehrere Schleiereulen-Nistkästen an verschiedenen Stellen neu angebracht.