Kreisgruppe Herford

Die Briefempfänger-Eule (Tyto letterorix)

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, ein Anruf, der mein Interesse weckte. Auf einem Hof in Herford Diebrock soll eine Eule auf dem Briefkasten sitzen.

Die Leute wussten nicht, was sie mit ihr machen sollten. Mein Rat sie vorsichtig einzufangen und am Waldrand hoch auf einen Ast zu setzen, wollten sie nicht folgen (… war auch gut so, sonst hätte ich die Eule nicht mehr in der einzigartigen Position gesehen!)

Bin dann nach Feierabend dorthin, wo die Schleiereule noch auf dem Briefkasten ruhte. Der Briefträger am Morgen soll sich schon sehr erschreckt haben, als es über dem Briefkasten fauchte. Er hatte wohl, den Vogel vorher auch gar nicht wahrgenommen. Also müssen sich Briefzusteller nicht nur vor Hunden, sondern auch vor Eulen fürchten!

Da ich die Eule also nicht dort lassen und vor Katzen und Hunden in Sicherheit bringen wollte, versuchte ich sie, vorsichtig und langsam anzugehen und zu packen. Doch leider entwischte sie mir in den Busch und dann zum nahen Misthaufen, bis ich sie irgendwann zu fassen schaffte. Doch weder auf dem oberen Teil des Bäumchens vor dem Haus noch auf einem hohen Ast am Waldrand gefiel es ihr.

So hüpfte die junge Eule wieder auf den Boden und versteckte sich so, dass ich sie bald nicht mehr sah. Ich habe mich damit getröstet, dass die Eule richtig fit war und einen möglichen Feind mutmaßlich in die Flucht schlagen oder von ihr abhalten konnte.

Peter Franzeck

Fotos: Peter Franzeck

Was tun mit gefundener Eule?

Foto: Peter Franzeck

Es ist schon lange her, da wurde ich nach Enger gerufen. Man hatte eine Eule gefunden und wusste nicht, was man mit ihr machen sollte. Nach meiner Ankunft fand ich einen etwa 4 – 5 Wochen alten Waldkauz Ästling in einem Wäschekorb vor. Habe mir dort erklären lassen, wo er gefunden wurde und habe ihn dann wieder dorthin gebracht. Um ihn vor Füchsen, Katzen oder Hunden zu schützen, setzte ich ihn so hoch wie möglich auf einen Ast, wo er auch sitzen blieb. Hoffte, dass er eine gute Zukunft hat und ließ ihn allein.        Peter Franzeck

Schleiereule aus Güllebehälter gerettet, scheintot und wieder ausgewildert

Im September 2012 musste eine junge Schleiereule aus einem offenen Güllebehälter bei einem Hof in Herford-Eickum gerettet werden.

Nach dem telefonischen Hinweis von Alfred Niemeier fuhr ich sofort dort hin und fand den erschöpften Vogel in einer ausweglosen Situation vor. Auf dem mit noch einigen Zentimetern gefüllten Boden des Güllebehälters hockte der Vogel und versuchte, sichtlich träge, ab und zu noch am meterhohen Rand etwas hochzufliegen. Das Gefieder war verklebt und verdreckt.

Ohne groß darüber nachzudenken, stieg ich mit Hilfe einer Leiter und mit einem Kescher bewaffnet einige Meter in die Tiefe, um die Eule zu retten. Durch die vorsichtig heruntergelassene Leiter watete das geschwächte Tier aber noch außer Reichweite. Eine andere Lösung musste her. Um nun an die andere Seite des Güllebehälters heranzukommen, entfernte der Landwirt kurzerhand einige Büsche u. stellte eine zweite Leiter ein. Dadurch stapfte die Eule wieder zurück und konnte vom Kescher erwischt werden.

Behutsam wurde sie von einer anwesenden Reiterin und mir mittels Wasser von ihrem Dreck befreit und in einen Karton gesetzt. Bei Erhard Nolte in Rödinghausen sollte sie mit Futter versorgt und wieder aufgepäppelt werden. Doch dort angekommen, zeigte das Tier keine Reaktionen oder Reflexe, so dass man es für tot halten musste. Wenige Tage später erhielt ich die unglaubliche Nachricht, dass meine Eule lebt und wieder abgeholt werden kann.

Erhard Nolte hatte am nächsten Tag, nachdem ich ihm den Vogel gebracht hatte, Geräusche gehört und die Eule dann mit Mäusen und einem ruhigen Platz versorgt. So konnte die erst totgeglaubte junge Schleiereule, die sich dank der guten Pflege wieder gut erholt hatte, wenige Tage später auf ihrem Heimathof in die Freiheit entlassen werden.

Die Neue Westfälische begleitete die Auswilderung mit einem Foto-Shooting, bei dem der Vogel ganz gelassen blieb und mit einem Bericht im OWL-Teil der Zeitung. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an die N.W. Vermutlich hatte die Eule, von der man nicht weiß, wie lange sie schon gefangen war, einfach zu viel von den Dämpfen im Güllebehälter eingeatmet.

Peter Franzeck

Fotos: Frank-Michael Kiel-Steinkamp, Neue Westfälische